Handball: Sport ist bei der Verler Familie Wimmelbücker immer ein großes Thema, auch unter dem Weihnachtsbaum an Heiligabend. Das nächste sportliche Großereignis steht bald an.
Von Uwe Kramme
Verl. Die Eltern werden in ihren Jobs gefordert, die Kinder in der Schule und alle zusammen fahren voll auf Handball ab. Der Alltag der sportverrückten Wimmelbückers Niko (49), Yannik (14) und Nele (11) ist bei jeweils dreimal Training in der Woche plus Spielen am Samstag und/oder Sonntag „schon ziemlich eng durchgetaktet“, wie Karina (50) einräumt.
Aber an Weihnachten ist doch Ruhe? Kein Job, die Penne geschlossen und die Sporthalle auch. „Ach, es ist selten, dass wir mal nicht über Handball reden, warum sollte das an Heiligabend anders sein?“ Bei der Antwort von Yannik klingt Vorfreude durch, da zur gemeinsamen Feier noch mehr Handballer erwartet werden: Onkel Markus und Cousin Max Stammkötter, Zeitnehmer und Mitspieler in der von seinen Eltern trainierten C-Jugend-Regionalligamannschaft des Turnvereins Verl.
Gut mitreden kann bei den angesichts dieser Expertenrunde unvermeidlichen Fachsimpeleien das Nesthäkchen der „Wimmelbüs“, so die Signatur unter den Familien-Mails. Denn das erst elf Jahre alte Bewegungstalent Nele dürfte zwar eigentlich noch bei der ebenfalls von Mutter Karina trainierten Verler D-Jugend eine ruhigere Kugel schieben, mischt aber schon bei den 14 Jahre alten Mädchen mit und das ebenfalls in der Regionalliga, also der höchsten Spielklasse der Altersstufe C.
„Bei den Älteren kann ich viel mehr lernen“
„Das macht da viel mehr Spaß“, sagt sie zu dieser – im Wortsinn – großen Herausforderung. „Bei den Kleinen haben wir oft mit 20 Toren Vorsprung gewonnen. Bei den Älteren kann ich viel mehr lernen.“ Dass sie vor allem anfangs, als Trainer Kim Sörensen das Talent „nur mal ein bisschen mitlaufen lassen“ wollte, „Bammel“ vor den körperlich überlegenen Gegnerinnen gehabt hätte, Chronistenpflicht. Als Rückraummitte hat die zierliche Nummer 11 gehörigen Anteil am guten fünften Tabellenplatz.
Aber womöglich dreht sich ja heuer unter dem Weihnachtsbaum der Wimmelbückers alles um einen anderen Sport. Doch eins ist sicher: Am 4. Januar ist Handball wieder das Familienthema Nummer eins. „Wir haben eine Einladung zum Sauerland-Cup in Menden bekommen“, erzählt Karina Wimmelbücker stolz. Das erste Spiel bei diesem renommierten Turnier wird an jenem Samstag um 8.30 Uhr angepfiffen. „Gegen den THW Kiel“, sagt die Trainerin wohl wissend, dass ihre Jungs vom kleinen TV Verl darauf brennen, sich mit einer Vertretung dieses großen Vereins zu messen.
„Schon in der Regionalliga ist es ja etwas ganz Besonderes, gegen die Mannschaften aus den Nachwuchsleistungszentren von Bundesligisten wie Lemgo, Minden oder Hamm anzutreten“, bestätigt Yannik Wimmelbücker diese Einschätzung. Zufrieden berichtet er, dass der TV Verl nur in den Spielen gegen Lemgo zehn Tore Differenz kassiert, ansonsten aber gut mitgehalten hätte und als Tabellensiebter mit 8:12 Punkten seinem Ziel, „nicht Letzter zu werden“ schon sehr nahegekommen ist. „Aber diese Regionalligaspiele stellen ja auch uns Trainer vor besondere Aufgaben“, nimmt seine Mutter den Gesprächsfaden auf. Das gehe los bei der technischen Besprechung mit den Schiedsrichtern. „Dann brauchst du Wischer und Ordner, weil schon ordentlich Zuschauer kommen, und du musst dir taktisch richtig was einfallen lassen, da das spielerische Niveau hoch und alles schon sehr professionell ist.“
Weil sowohl die Jungs als auch die Mädchen viel von dem annehmen würden, was in der Regionalliga an Einstellung, Disziplin und Trainingsfleiß notwendig ist, sind Karina und Niko Wimmelbücker sicher, dass nicht nur ihr eigener Nachwuchs „von dem permanenten Fordern und Fördern“ erheblich profitiert. „Und das nicht nur sportlich, sondern in der ganzen Entwicklung.“
Wie es in der Anfang April mit den Aufstiegsrunden auf Kreisebene beginnenden neuen Saison weitergeht, wissen die Wimmelbückers trotzdem noch nicht. „Die Jungs rücken in die nächste Altersstufe auf und wie weit du da kommst, ist auch ein bisschen Glückssache bei der Auslosung“, sagt die langjährige Torfrau des TV Verl in der 3. Liga und in der Oberliga. „Außerdem darf ab der B-Jugend auch defensiv Handball gespielt werden“, so Karina Wimmelbücker, die sich schon als Trainerin der Verler Oberligafrauen einen Namen gemacht hat. „Das ist dann noch einmal eine Umstellung und man darf nicht vergessen, dass der Wettbewerb schärfer wird, weil es auch eine Bundesliga gibt, für die sich die großen Vereine schon jetzt die Spieler holen.“
Offen sei zudem, ob die C-Jugend zusammenbleibt, oder Spieler aus dem aktuell jüngeren B-Jugend-Jahrgang dazustoßen. „Strategisch gesehen wäre es womöglich sinnvoll, die Truppe in der bisherigen Besetzung weiter zu entwickeln“, überlegt Niko Wimmelbücker. „Aber wenn zwei, drei Ältere dazu kämen, hätten wir es leichter.“ Für seinen Sohn spielen die Erfolgsaussichten eine wichtige Rolle, um weiter so viel Spaß haben zu können. Daraus, dass er in Sachen höherklassiger Handball („Einfach interessanter“) Lunte gerochen hat, macht der Neuntklässler am Verler Gymnasium halt kein Hehl.
„Ich will weiter mit meinen Freunden spielen“
Abgehakt hat der 14-Jährige („Noch mal eine andere Nummer“) indes das Thema Lemgo, wo er mittrainieren durfte. „Ein Doppelspielrecht hätte ich mir vorstellen können, ganz zu wechseln nicht, weil ich weiter mit meinen Freunden spielen will.“ Yannik Wimmelbücker nimmt die Absage locker. Sehr zur Erleichterung seiner Eltern. „Denn wie hätten wir ihn da jeden Tag hinbringen sollen?“ Die Vereine in den Jugend-Bundesligen erwarteten nämlich, dass sich ihre Spieler auf den Handball konzentrieren und das bedeute in der Konsequenz, in ein Internat zu gehen. „Doch für uns ist auch die Schule wichtig und dass die Kinder eine schöne Jugend mit ihren Freunden haben, zumal sie ja auch in Verl viel erreichen können“, sagt Karina Wimmelbücker, seit ihrem zwölften Lebensjahr Mitglied im Turnverein.
Letzte und knifflige Frage: Wie ist es denn nun, wenn man von seinen Eltern trainiert wird? „Eigentlich ganz okay, und vielleicht kriege ich ja auch den ein oder anderen Tipp mehr“, sagt Yannik Wimmelbücker. Deshalb hätte er auch kein Problem damit, wenn die beiden weitermachen würden. „Manchmal ist es ja auch umgekehrt, und Yannik kriegt ein bisschen mehr Ärger ab“, gibt seine Mutter zu bedenken. Grundsätzlich sei es eh erstaunlich, mit welcher Disziplin und Lernbereitschaft die Jungs in diesem schwierigen Alter mitziehen würden. Nele Wimmelbücker findet es zwar „eigentlich ziemlich cool“, wenn die eigene Mutter die Ansagen macht. Nach einem vorsichtigen Seitenblick auf die gespannt zuhörenden Eltern fügt die pfiffige Quintanerin hinzu: „Wenn das mal ein anderer tut, ist es aber auch interessant.“