Von Stefan Herzog

Verl (gl). Ob er sein Jahr 2022 aufteile, will ich von Lars Jogereit wissen – und zwar in die Phase bis zum 14. Mai und die Zeit danach. Und ob er nach dem Ereignis, dass dieses Jahr für ihn zu einem Besonderen gemacht hat, auch gezweifelt oder überlegt habe, mit dem Handballsport aufzuhören.

Beides verneint der 24-Jährige, der am besagten 14. Mai als Spieler der Verbandsligamannschaft des TV Verl vor gut besetzter und wenig später entsetzter Tribüne nach einer Angriffsaktion im Spiel gegen SpVg Steinhagen falsch aufkam, ein Knacken hörte, zu Boden fiel, auf seinen im rechten Winkel abstehenden rechten Fuß blickte und im nächsten Moment („Da schoss der Schmerz dann komplett rein“) anfing zu schreien.

Jogereit, der bis dahin eine starke Saison als Abwehr-Innenblocker und Allrounder im Angriff gespielt hatte und dabei so fit war wie noch nie, hatte sich mehrfach den Unterschenkel gebrochen. „Und dann bist du auf einmal komplett raus aus dem Leben.“



Aber, und das wird Lars Jogereit im einstündigen persönlichen Gespräch noch einige Male wiederholen: „Verletzungen gehören dazu. Es kann immer etwas passieren. Und es hat meine Einstellung, meine Verbundenheit zum Handball nicht verändert.“

So ist der erst in Hövelhof durch familiäre Vorbelastung („Mein Großvater war einer der Gründer der HSG Augustdorf-Hövelhof und mein Vater hat mich dann überall hingefahren und begleitet“) schon seit dem dritten Lebensjahr Handball spielende Lehramtsstudent nun seit dieser Saison in mehreren Funktionen als Trainer im TV Verl tätig.

Die von ihm angeleitete zweite Frauenmannschaft belegt in der Landesliga Platz zwei, zusätzlich ist Jogereit an der Seite von Simon Dreier Co-Trainer im Frauen-Oberligateam und sitzt auch bei „seinem“ Männer-Verbandsligateam mit auf der Bank. Doch dass er so bald auch auf das Spielfeld zurückkehrt, damit ist erst einmal nicht zu rechnen.

Als sich Jogereit nach dem unglücklichen Aufprall im letzten Saisonspiel vor Ende der Saison intuitiv in eine richtige Lage auf die Seite gebracht hatte und von der langjährigen TVV-Physiotherapeutin Regina Vogler betreut wurde, als das Adrenalin und dann die Schmerzmittel der Rettungssanitäter wirkten, war die größte Sorge des Verlers noch gewesen, ob er auch an der Saison-Abschlussfahrt nach Malle mitkommen könne.

Doch trotz erfolgreicher erster Operation entwickelte sich für den Unglücksraben eine lange Leidenszeit mit 26 Krankenhaustagen. Grund war das Kompartmentsyndrom: In der Wade wurde die Schwellung so stark, dass Muskeln und Nerven geschädigt wurden und weitere fünf operative Eingriffe erforderlich waren.


„Dann hörst du nicht einfach auf“

Verl (zog). Noch immer ist die Funktion der Nervenbahnen gestört. „Entweder finden die Nerven ihren Weg, oder nicht“, sieht der Handballer auch diese Komplikation nüchtern: „Ich komme durch den Alltag, aber sauberes Abrollen über den Ballen und die Zehen ist noch nicht möglich.“ Trotz regelmäßiger Physiotermine und selbstständigem Üben und Dehnen. Also doch ein bitteres Fazit nach dem 14. Mai?

„Ich habe die Chance und die Zeit genutzt, um eine Trainer C-Lizenz zu machen. Ich habe ganz viel Zuspruch gefunden, ich habe im Krankenhaus und auf vielen Stationen danach immer wieder Mitglieder aus der Handballfamilie getroffen. Und wenn es zwei Jahre dauert, bis ich wieder spielen kann, dann ist das halt so“, fühlt sich Lars Jogereit in seinem Sport auch als verletzter Spieler voll integriert und hatte deshalb nie den Impuls, dem Handball den Rücken zu kehren.

„Ich hatte durch die Trainerämter bald wieder eine Struktur, ich kann mich natürlich besser auf eine Übungseinheit vorbereiten, wenn ich vorher nicht selbst zwei Stunden trainiert habe. Und es macht mir viel Spaß zu sehen, wie sich Spielerinnen und Spieler entwickeln. Das passt ja auch zum Lehrerberuf“, erläutert Jogereit und bringt das alles in den folgenden Satz: „Wenn du mit drei Jahren anfängst, dann hörst du einfach nicht auf.“


Drei Fragen an Lars Jogereit (24)

„Die Glocke“: Mit welchen Erwartungen, mit welcher Einstellung gehen Sie in das neue Jahr?

Jogereit: Ich gehe es sehr nüchtern an. Ich bin kein Typ, der sich konkrete Zeitziele setzt. Also bis dann muss das Studium fertig sein, bis dahin muss ich eine Mannschaft in Liga X trainieren. Sollte ich nochmal spielen können, wird die Priorität wieder dahin rücken. Skifahren werde ich in diesem Winter definitiv nicht.

Die Glocke: Wie lauten die sportlichen Ziele?

Jogereit: Mit dem Frauen-Landesligateam würde ich gern aufsteigen, aber da müssen wir auf einen Ausrutscher von Ahlen hoffen. Es wäre ganz wichtig, mit dem Frauen-Oberligateam die Klasse zu halten. Daran hängt viel. Bei den Männern spielt auch eine Rolle, wieviele Teams wirklich absteigen.

„Die Glocke“: Und 2022?

Jogereit: War am Ende ein ganz normales Jahr. Und das auch, weil mir meine Familie und meine Freundin Alicia ganz viel Halt gegeben haben.

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